Ein besonderer Jahrestag. Zeit Revue passieren zu lassen:

10 aufregende, erfolgreiche Jahre hätten in dieser Form nicht stattgefunden, wenn ich damals auf die Meinung anderer gehört hätte und nicht meinen Weg gegangen wäre:

Im April 2015 musste ich ein Trainingslager auf Fuerteventura aufgrund krampfhafter Bauch- und Rückenschmerzen abbrechen. Erst 4 Wochen (!) später diagnostizierte man bereits tiefsitzende Nierensteine, d.h. ich hatte Koliken! Wer so was schon mal hatte, weiß, von welchen Schmerzen ich spreche. Unnötig zu erwähnen, dass 4 Wochen Antibiotikum-Therapie mit diversen Wirkstoffen ebenso unnötig waren.

Ein medizinischer Marathon begann:  Unzählige Diagnostiken und dann die erste Nierensanierung mit anschließendem Doppel-J-Katheter für 6 Wochen (damit auf Kopfsteinpflaster Radzufahren ist NICHT lustig…).

Die Diagnose: Eine chronische Stoffwechselerkrankung namens „Renal tubulärer Azidose (RTA)“. Kurz: Der Körper kann Calcium nicht richtig verarbeiten und lagert dies in den Nieren ab (und nicht unbedingt im Knochen, was wiederum die Dichte beeinträchtigt).
Die Erkrankung ist mutmaßlich aufgrund defizitärer Ausbildung von Körperfunktionen durch meine Frühgeburt entstanden und wurde jahrelang nicht als solche diagnostiziert.

2015 waren aber dann beide Nierenbecken schon so weit verkalkt, dass die Funktion der Organe bds. bereits zu 50% eingeschränkt war. Die Niere ist das einzige Organ, dass der Körper zweimal hat (weil er schlau ist) und ich daher gut damit leben kann, auch wenn es einiges an Disziplin abverlangt (s.u.).  

Im Oktober 2015 erfolge dann die Sanierung der rechten Niere, d.h. Verkalkungen wurden so weit wie möglich abgetragen, dass erstmal keine weiteren „Brocken“ abgehen können. Allerdings ist durch diese jahrelange Kalkablagerung das Nierengewebe abgestorben und Nierenschäden sind irreparabel

Was das Ganze mit sich bringt:

  • Lebenslange Medikamenten-Einnahme zur Stabilisierung des Säurehaushalts
  • Strikte Ernährungsform
  • Disziplinierter Wasserhaushalt (bei langen Rennen eine wahre Herausforderung)
  • Regelmäßige Laborüberprüfung / Nierenfunktionstest
  • GdB: 30%

Erste O-Töne, an den ich mich gut erinnern kann: „Damit wirst Du nie Leistungssport betreiben können“ und wiederholt das Wort: „Dialyse“. Ich hatte pure Angst, lies mich aber nicht unterkriegen, versuchte es und habe dabei die Gesundheit immer in den Vordergrund gestellt. Das Ergebnis:

  • 10 überaus erfolgreiche sportliche Jahre als Triathletin und Läuferin
  • Keine weiteren Kalkbildungen und Steinabgänge
  • KEINE weitere Verschlechterung der Nierenwerte! 

Der Mann, der mich seither „begleitet“ ist leitender Oberarzt Dr. Straub vom Klinikum Rechts der Isar in München. Er ist sehr zufrieden mit der Entwicklung und hat den Sport nie in Frage gestellt, auch weil er weiß, dass ich hart für die Balance „Gesundheit und Sport“ arbeite.

Warum ich das erzähle: Um Mut zu geben, wenn man „mal“ eine Diagnose, Nachricht, o.ä. bekommt, die einen zunächst aus der Bahn wirft. Dinge sind nicht wie sie sind, sondern wie man sie bewertet und wie man damit umgeht. Angst und Panik sind für sämtliche Krankheitsausbrüche Ursache Nr. 1 und leider wird in unserem Gesundheitssystem genau damit Geld verdient. Ich stellte mich. Mit Erfolg. Erst am Wochenende konnte ich wieder einen Lauf gewinnen und mich dabei gegen eine 21-jährige, ehemalige U20 DLV Athletin – durchsetzen.